Rad am Ring 2016

24 Stunden Rad am Ring 2016

Auch dieses Jahr stellte sich eine Truppe des TuS Lammersdorf wieder der Herausforderung der „Grünen Hölle“, wie der dreimalige Formel 1 Weltmeister Jackie Stewart die Rennstrecke in der Eifel einst ehrfurchtsvoll nannte.

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Es gibt gar die Geschichte von einem englischen Journalisten, der die Nordschleife beim Eröffnungsrennen am 18. Juni 1927 besichtigte, und zu dem Schluss gekommen sein soll, „dass man wohl einen torkelnden Riesen im Vollrausch losgeschickt hat, um die Strecke festzulegen“. Wie wahr, wie wahr… Besonders zu spüren bekommen dies alljährlich die Rennradfahrer, die auf dem 26 km langen Kurs bestehend aus Grand-Prix-Strecke und Nordschleife in jeder ihrer Runden 550 Höhenmeter bewältigen müssen. Davon berichtet Berthold, unser zum vierten Male an den Start gehender Exilniederländer in seinem Bericht:

„Am Freitag, dem 29.07., gegen 14.00 Uhr, ging er wieder los, der Hype:

Rad am Ring 2016!

Diesmal am Start für das 4er-Rennrad-Team: Christian Kortenbrede (als Gast in Vertretung für Andreas Krumbeck extra aus Bayern eingeflogen), Michael Krumbeck, Berthold Mühlenhöver und Daniel Roeffen.

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Wir wollten einem „Bayern“ mal die schöne Eifel zeigen…

Am Ring angekommen und nach der üblichen Wartezeit konnten wir unsere Plätze einnehmen und es wurde sofort mit dem Aufbau der Zeltstadt begonnen. Gemeinsam mit den MTB-Fahrern und den anwesenden Kindern war in Rekordzeit alles aufgebaut und man konnte sich den angenehmen Dingen widmen. Die unangenehmen würden noch kommen.

Am nächsten Morgen nach einen ausgiebigen Frühstück wurde das Material (Räder, Kleidung, etc) bereitgestellt, und um 12.30 Uhr war es dann mit dem Startschuss endlich so weit. Daniel eröffnete für das Quartett die Hatz am Ring. Nach nicht ganz einer Stunde übergab er an Christian, der wie der geölte Blitz die zweite Runde beendete (neue Rekordzeit). Anschließend war Berthold unterwegs und zum Schluss durfte auch Michael das „Abenteuer“ starten. So wurde durchgefahren. Ab ca. 21.00 Uhr fuhr jeder der Fahrer zwei Runden, sodass die anderen eine längere Ruhe-/Schlafphase genießen konnten.

Als der Sonntagmorgen graute, wurde wieder auf den Ein-Runden-Rhythmus zurück gewechselt. Jeder (mit Ausnahme von Michael, der Glückliche) fuhr somit noch zwei Runden bis um 11.45 Uhr die schwarz-weiße Zielflagge geschwenkt wurde. Berthold hatte die Ehre die letzte Runde zu fahren und wurde dann am Anfang der Start-Ziel-Linie von den drei anderen Fahrern in Empfang genommen. Gemeinsam fuhren die vier dann ein letztes Mal für 2016 über die Ziellinie.

Hinter der Ziellinie warteten dann die Medaillen, die jeder mit Stolz trug.

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Es ging dann zurück zum Zeltplatz, wo der Abbau in Angriff genommen wurde. Wieder gemeinsam mit den MTB-Fahrern, Kindern und den mittlerweile zahlreich angereisten „Supportern“ (Familie und Freunde) wurde die Zeltstadt abgebaut. Und was passierte? Es begann zu regnen. Während der 24 Stunden hatten alle gute Bedingungen, kein Regen und das auf der Nordschleife! In der Nacht von Freitag auf Samstag hatte es noch unwetterartig geregnet incl. Wassereinbruch im Zelt und beim Abbau fing es wieder an, sodass die Zelte nicht verpackt werden konnten. Also lose auf den LKW und dann gegen 17.00 Uhr auf Weg zurück in die Heimat.

Am Montagabend traf sich dann ein Großteil der Teilnehmer bei Mario um die mitgeführten Sachen wieder „auseinander zu dividieren“.

Da noch einiges an Lebensmitteln (Fleisch und Bier und sonstiges) übrig war, wurde die Gelegenheit am Dienstag genutzt um diesen Berg zu vernichten. Ich glaube es ist gelungen. Nähere Infos bitte bei den „Schuldigen“ hinterfragen.

In diesem Sinne bis zur nächsten Veranstaltung…

PS: Es macht Spaß Teil einer solchen Truppe zu sein!!!!!!!!!!!!!!!!!!“

Mit, zumindest unserem Rennradteam gegenüber, traditionell zahlenmäßiger Überlegenheit gingen auch wieder unsere Mountainbiker an den Start. Dieses Jahr nach zweijähriger Abstinenz wieder als Einzelfahrer dabei war „unser“ Stefan Röder. Der Mann, der 2012 mit dem gesamtzweiten Platz glänzte und dabei innerhalb der 24 Stunden 465 Kilometer mit beinahe 10000 Höhenmetern zurücklegte. Doch was soll man über ihn, dessen Fahrkünste und dessen Ausdauer eher an Magie denn an Radfahren erinnern, noch schreiben?

Lassen wir ihn doch in seinem Bericht zu Wort kommen, in dem er uns an seinem Rennen aus der Perspektive des einsamen Einzelstarters teilhaben lässt

„24 Stunden aus der Sicht des Einzelstarters

Lange Zeit war ich mir unsicher, ob ich nochmal die Herausforderung annehmen sollte, als Solofahrer am Ring zu starten. Ich entschied mich dann doch für einen Einzelstart. Seltsamer weise war meine Trainingsmotivation in den Monaten vor Rad am Ring „sehr träge“. So kam ich zu dem weisen  Entschluss, es bei meinem dritten Einzelstart gezwungener maßen etwas ruhiger anzugehen.

Traditionell ist freitags Anreise zum Ring mit Übernachtung im großen Schlafzelt. So wollte ich mal mit Grillfleisch, Bierchen, Fachsimpelei, Gesprächen über Gott und die Welt und Blödsinn reden „Ringluft“ am Rande des Rennens schnuppern. Aus diesem Grund übernachtete ich mit im Zelt, nachdem ich in den Jahren 2012 und 2013 aus Gründen des Einzelstarts in einer Pension übernachtete. Auf Feldbetten und bei einem nächtlichen Wolkenbruch hielten sich die Tiefschlafphasen allerdings bei uns allen in Grenzen.

Durch mein Trainingsdefizit war mir bewusst, dass ich dieses Jahr keine Chance hatte vorne mitzumischen. So konnte ich ohne jeglichen Druck und mit Spaß an den Start gehen. Ich versuchte möglichst gleichmäßige Rundenzeiten zu fahren, was mir auch gelang. Der neun Kilometer lange Rundkurs war auch in den technischen Passagen gut zu fahren. Um „Treibstoff“ nachzutanken wurde ich wie alle anderen durch Oliver und Dirk bestens versorgt, auch für den Kopf gab es von den beiden immer mal motivierende Kommentare. Gerade für den Einzelstarter ist das Gold wert. Herzlichen Dank euch beiden!!!!

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Nach 19 Runden (172km/3500hm) war zunächst mal eine halbe Stunde Pause angesagt, ich konnte gut abschalten. Nach einer doppelten Portion Brühe dachte ich, dass das neben weiterer Nahrungsaufnahme genug Energie für mindestens fünf bis sechs weitere Runden geben sollte. Doch Pustekuchen – nach einer halben Runde bekam ich mit leichter Übelkeit zu tun, die Beine machten zu und ich schleppte mich mühsam zu unserer Parzelle. Meine einst mentale Stärke ließ mich auch im Stich.

Also beschloss ich, mich mal etwas länger schlafen zu legen. Oliver fragte wann er mich wecken sollte – klare Antwort: „Wenn es hell ist.“ Ich hatte sie Schnauze voll.

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Um vier Uhr nachts wurde ich dann wach und dachte „versuch es doch noch mal.“ Zehn Runden nahm ich mir bis zum Ziel noch vor, nach gut vier Runden war ich mental wieder gut drauf, so dass ich am Ende sogar noch 14 Runden (136km/2600hm) schaffte, was mich in Anbetracht meiner Vorbereitung sehr freute.

Insgesamt habe ich 34 Runden geschafft, wo ihr alle auch zu beigetragen habt (nicht zu vergessen ist hier unser Nachwuchs, der gut mitgemacht hat….. wenn ihr 18 Jahre seid geht’s für euch hoffentlich mit an den Start)  – Dankeschön an ein super Team!!!!!!“

Ebenfalls 24 Stunden lang vom Nürburgring bis hoch zur historischen Nürburg und wieder zurück waren natürlich auch unsere 4er Mountainbike Teams unterwegs. Dabei sind neben dem Geländekurs alljährlich mit kleinen Variationen auch Teile der Grand Prix-Strecke, das Fahrerlager und ein kurzes Stück Nordschleife zu befahren. Schon im Vorfeld des Rennens sorgte das Duell der beiden Teams Jung gegen Alt für eine gesunde Mischung aus Motivation und Ehrgeiz, noch einmal alles aus sich heraus zu holen und besser als das andere Team sein zu wollen. Von dieser Erfahrung berichtet Aaron, einer der Fahrer aus dem Team Jung, bestehend aus Aaron Müller, Gunnar Misof, Marcel Marbaise und Arne Misof:

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„In unserem Team haben wir uns Samstagmorgen vor dem Rennen zusammen gesetzt und eine „geheime“ Teambesprechung gestartet, in der wir den Startfahrer, Gunnar, bestimmt haben und entschieden haben, dass wir bis zur Dunkelheit nach jeder Runde wechseln. In der Nacht wollten wir nach jeder 2. Runde wechseln.

Gunnar ist bei schönstem Wetter um 12.30 Uhr gestartet und die erste Runde mit Stefan zusammen gefahren.

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Wir haben den Wechselmodus bis ca. 20.30 Uhr beibehalten. Ab da haben wir dann nach 2 Runden gewechselt, damit man in der Nacht mehr Zeit hatte um sich auszuruhen. Den Nachtrhythmus haben wir bis ca. 7.00 Uhr beibehalten. Danach haben wir wieder nach jeder Runde gewechselt.

Die Nacht war jedoch für den ein oder anderen schwer, da man meistens aus dem Tiefschlaf gerissen wurde. Dann hieß es: In 15 Minuten musst du wieder aufs Rad und volle Leistung bringen. An diesen Stellen hat man sein Hobby verflucht. Jedoch, wenn morgens die Sonne wieder aufging, war man froh so ein tolles Event mitgemacht zu haben.

Die Rundenzeiten der Fahrer aus unserem Team lagen im Schnitt bei 26 Minuten, womit wir den 19. Platz insgesamt und den 7. Platz in der Altersklasse eingefahren haben. Das Wetter hat uns über das ganze Wochenende perfekt begleitet.“

Fehlt noch unser Team Alt… und die Klärung der brennenden Frage, wie sich denn Erfahrung im Ausdauersport auf die Leistung auswirken kann. Mit ihrer sechsten Teilnahme am 24h Mountainbike Rennen sollten sich unsere „Oldies“ Mario Graff, Mike Stephan, Udo Kall und Michael Knops im direkten Vergleich zwar knapp unserem jungen Team geschlagen geben, doch in ihrer Altersklasse beherrschten sie die Konkurrenz fast nach Belieben: Platz 2 sollte am Ende heraus springen und für einen der begehrten Plätze auf dem Treppchen sorgen!

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Und wie und ob man(n) überhaupt Herr der Lage über all die über einen hereinstürzenden Glücksgefühle werden dann, dazu schreibt uns der Knobi in seinem Bericht:

„Vom Alter überrascht, von der Leistung nicht!

Tja, was könnte man über Rad am Ring 2016 nicht alles sagen, was nicht schon gesagt worden ist? Von Anfang bis Ende eine tolles Wochenende, super organisiert, Support Deluxe – ein super Team!

Bei dem Senioren Team beginnt das alles schon mit der Anfahrt, die eher an ein Happening in einem Tour-Bus erinnert als an die disziplinierte Anreise zu einer sportlichen Veranstaltung. 

Kurvenwasser können nur die verstehen, die dabei waren.

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Egal, was in den 24h zwischen Start und Ziel alles passiert, wie man über Strategien nachdenkt, sich quält, wenn man mit sich auf der Strecke allein ist oder Stunden auf eine Siegerehrung wartet, die dann irgendwie, irgendwann zwischen Alpecin und Sebamed stattfindet. 

Egal, ob man in der Form seines Lebens oder keine Zeit fürs Training hatte, es ist ein geiles Gefühl nach einem 24h Rennen mit 4 Freunden, die man seit 40 Jahren kennt, auf dem Podest zu stehen.

That´s it

The good old Boys”

Fast zu schade, dieses nicht als Schlusswort verwenden zu können, aber das soll jenen gehören, die uns in unserem Projekt „24 Stunden Rad am Ring“ Jahr für Jahr unterstützen. Allen voran: Unser Supporter Team. Vielen Dank an euch alle, ob Groß oder Klein, mit eurer Unterstützung können wir uns am Ring zu 100 Prozent auf unseren Sport konzentrieren, und allem was dazu gehört. Und wie die ihre Arbeit verrichten, uns bestens versorgen und uns jeden Wunsch quasi von den Lippen ablesen, das haben sie in einem eigenen Bericht zusammengefasst:

„Aus terminlichen Gründen konnte das Supporter Team in diesem Jahr erst Samstag anreisen. Das war den Sportlern am frühen Samstagmorgen auch anzusehen! Ein ausgiebiges Frühstück unter dem Dach des  Versorgungszeltes sollte die Lebensgeister der Sportler auf Vordermann bringen. Annähernd 30 Eier und unendliche Scheiben Brot wurden vertilgt und so langsam stieg die Vorfreude auf den herannahenden Start des Rennens.

Nach dem erfolgten Start fängt auch für uns die heiße Phase an. Olli und ich, ein eingespieltes Team mit den Erfahrungen aus dem letzten Jahr, legen umgehend los mit den Vorbereitungen für die Versorgung der einzelnen Teammitglieder.

Irgendwann bricht die Nacht schnell herein und unsere Aufgabe wird umfangreicher. Die Zubereitung der Energiedrinks, diverser Tee`s, Kartoffeln und Nudeln und die Bestückung des Grills mit diversen fleischlichen Leckereien gehört nun neben der Bedienung des Rundenzählers am PC zu unseren Hauptaufgaben.

Die Jungs haben Ihre ersten Runden lange hinter sich gelassen und nehmen ihre ersten Auszeiten auf den Feldbetten im Schlafzelt oder in den Liegestühlen vor den Zelten während die Teamkollegen auf dem Rad an ihnen vorbeiziehen.

In diesem Jahr haben wir tatkräftige Unterstützung durch unsere Nachwuchs Supporter Max, Felix, Marko, Leon, Maren und Jan. Sie unterstützen uns wo sie nur können und sind uns eine große Hilfe. Sie wecken die Fahrer in der Nacht und bedienen den PC und unterhalten uns mit Anekdoten aus der Schule.

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Der nächste Morgen zeigt bei den Fahrern die Spuren der Nacht! Es wird Zeit für ein ausgiebiges Frühstück – also ab mit den Eiern in die Pfanne und Speck dazu (wäre schön gewesen). Das Frühstück zeigt Wirkung und die Stimmung wird gut. Die Jungs strengen sich nochmal richtig an und die letzten Runden werden gefahren; es gibt nochmal eine Leckere Nudelpfanne für alle und das Rennen ist zu Ende.

Saubere Leistung Männer Ihr habt euch super verkauft – wir sind stolz auf euch!

Ein klein wenig stolz sind auch wir auch darauf Teil eines so tollen Teams gewesen zu sein und freuen uns schon auf das nächste Jahr wenn es wieder heißt: Auf zum Ring!“

Nicht minder großen Dank unseren Familien, die uns in vielen Dingen den Rücken frei halten, wenn wir wieder einmal unserer Passion frönen und irgendwo auf dem Rad oder dem Bike unterwegs sind und uns auf den Nürburgring vorbereiten.

Vielen Dank den Sponsoren, die einen Teil der nicht geringen finanziellen Last übernehmen und uns und unserem Sport damit schon vor dem Ringevent eine gewisse Anerkennung zeugen.

Und vielen Dank dem TuS Lammersdorf unserer Sportart in bildlicher sowie in wortwörtlicher Sicht ein Heim zu gewähren.

Jetzt freuen wir uns auf 2017, wenn es wieder heisst: Ab zum Ring, die Laimisch Riders sind dabei.

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